Top-Neurologe klärt auf: Hohes Schlaganfall-Risiko? Oft steckt ein unbeachteter Wert dahinter
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glomex Wie man Schlaganfall-Symptome mit dem FAST-Test schnell erkennt
Samstag, 22.06.2024, 07:45
Gerade wenn junge Menschen einen Schlaganfall erleiden, steckt oft ein weitgehend unbekannter Wert dahinter. Der Top-Mediziner Götz Thomalla erklärt, um welchen es sich handelt und was Sie darüber wissen sollten.
Rund 270.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich einen Schlaganfall, etwa 188.000 einen Herzinfarkt. Erschreckende Zahlen, denn beides kann zu bleibenden Behinderungen führen oder sogar tödlich enden. Umso wichtiger ist es, bekannte Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren.
Zu diesen gehören
- hohe Cholesterinwerte
- Übergewicht
- Diabetes
- hoher Blutdruck
- Rauchen
Lipoprotein(a) ist Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Ein Faktor, der vielen Menschen gar nicht bekannt ist und häufig auch von Hausärzten unterschätzt wird, ist das Lipoprotein(a), kurz Lp(a). Dabei handelt es sich um ein Eiweiß, das im Blut zirkuliert und Fett transportiert – also ähnlich wie Cholesterin.
Lp(a) wird in der Leber gebildet und besteht aus einem LDL-Cholesterin-Partikel, das an das Eiweiß Apolipoprotein(a), kurz Apo(a), gebunden ist. Zwar ist nicht genau klar, welche Funktion es genau im Körper hat, aber zu hohe Lp(a)-Werte gelten als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Denn gerade Apo(a) kann chronische Entzündungen in den Gefäßen verursachen und sich an den Gefäßwänden ablagern - außerdem fördert es die Bildung von Blutgerinnseln. Diese wiederum können einen Schlaganfall auslösen.
„Es gibt schon lange Daten beziehungsweise Studien, die zeigen, dass erhöhte Werte von Lp(a) mit einem erhöhten Risiko für Arteriosklerose, also einer Verkalkung der Gefäße, einhergehen und somit auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfälle und Herzinfarkte erhöhen“, bestätigt Götz Thomalla, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) gegenüber FOCUS online.
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Bisher keine Medikamente gegen hohen Lp(a)-Wert
Das Problem: Erhöhte Lp(a)-Werte sind bei den meisten Menschen genetisch bedingt und lassen sich nicht behandeln. „Wir haben bisher keine Medikamente, mit denen wir Lp(a) effektiv senken können – die gibt es einfach noch nicht“, erklärt Thomalla weiter. Auch sei noch nicht klar, ob eine Senkung tatsächlich das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle verringert. „Es ist wahrscheinlich, aber nicht sicher, denn es gibt noch keine Interventionsstudien, die dies gezeigt haben“, betont er.
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Die einzige Möglichkeit bisher, sehr hohe Werte zu senken, sei eine Blutwäsche, eine sogenannte Lipoprotein-Apherese. „Das kommt nur für eine ganz kleine Gruppe von Menschen in Frage, die an genetisch bedingten Fettstoffwechsel-Störungen leiden und schon Schlaganfälle und Infarkte hatten“, erläutert der Mediziner. Auch sei die Blutwäsche nicht ganz ungefährlich und mit möglichen Nebenwirkungen verbunden.
Eine leichte Senkung des Lp(a)-Spiegels bewirken bisher nur Statine. Das sind Medikamente, die zur Senkung eines hohen LDL-Cholesternspiegels zum Einsatz kommen. „Das kommt daher, dass Lp(a) aus einem LDL-Cholesterin-Partikel besteht“, erklärt Thomalla. Die Effekte sind aber nicht sehr groß und betreffen ohnehin nur Menschen, die wegen eines hohen LDL-Werts Statine einnehmen müssen.
Dennoch gibt es Hoffnung im Kampf gegen erhöhte Lp(a)-Werte: „Es gibt eine Reihe von Therapie-Ansätzen, die gerade in Studien erprobt werden – vermutlich werden wir in fünf Jahren ein Medikament dafür haben“, so Thomalla.
Hoher Lp(a)-Wert für jüngere Menschen gefährlich
Gerade für jüngere Menschen ist dies eine hoffnungsvolle Perspektive. Denn für sie ist ein erhöhter Lp(a)-Wert besonders riskant. „Jüngere Menschen haben von Haus aus ein extrem geringes Schlaganfallrisiko - wenn da ein Faktor wie ein hoher Lp(a)-Wert hinzukommt, spielt das natürlich eine große Rolle und macht einen Unterschied“, erläutert er.
Bei älteren Menschen sei dies anders: „Ältere Menschen haben ohnehin ein höheres Schlaganfallrisiko - da sind einfach schon mehrere Risikofaktoren wie Alter und Arteriosklerose und so weiter vorhanden, so dass ein erhöhter Lp(a)-Wert nicht so stark ins Gewicht fällt.“
Wer Lp(a)-Wert bestimmen lassen sollte
Laut Expertenschätzungen leidet jeder Fünfte in Deutschland genetisch bedingt an einem zu hohen Lp(a)-Wert, der lebenslang gleich bleibt. Deshalb empfehlen einige Mediziner mittlerweile, dass jeder Erwachsene einmal im Leben diesen Wert durch einen Bluttest bestimmen lässt, gerade um die Menschen herauszufiltern, die besonders hohe Werte haben. Die Kosten zahlt in der Regel die Krankenkasse.
Sollten auch junge Menschen diesen Wert messen lassen? „Wenn jemand jung und gesund ist und keinerlei Beschwerden hat, ist es fraglich, ob dies Sinn macht“, sagt Thomalla. Denn letztendlich könne man ja nichts daran ändern. Viel wichtiger sei es aber, ab 30 oder 40 Jahren den Blutdruck regelmäßig überprüfen zu lassen, genauso sowie die Cholesterinwerte. „Anders als Lp(a) steigen die Cholesterin-Werte mit zunehmendem Alter an“, mahnt Thomalla.
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So senken Sie Ihr Schlaganfall-Risiko
Wichtig sei, das Gesamt-Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren, indem man
- nicht raucht,
- sich regelmäßig und ausdauernd bewegt, mindestens drei Mal die Woche eine halbe Stunde,
- sich gesund ernährt mit viel frischem Obst, Gemüse und wenig Fleisch
- und Übergewicht vermeidet,
betont Thomalla. Das gelte gerade auch für Menschen, die eventuell einen hohen Lp(a)-Wert haben. „Man geht davon aus, dass sich circa die Hälfte aller Schlaganfälle durch eine vernünftige Lebensweise vermeiden lassen“, so der Mediziner.
Schlaganfall – diese Anzeichen sollten Sie ernst nehmen
Als typische Schlaganfall-Symptome gelten plötzliche, starke Kopfschmerzen, Schwindel und Lähmungserscheinungen. Auch das Sehvermögen und die Sprache sind häufig gestört. Diese lassen sich mit Hilfe des sogenannten FAST-Tests überprüfen, mit dem auch Laien schnell erkennen können, ob es sich um einen Schlaganfall handelt. Die Schlaganfall-Hilfe erklärt ihn folgendermaßen:
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person, zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
- Arms (Arme): Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
- Speech (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
- Time (Zeit): Zögern Sie nicht, wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome.